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Fachkonferenz: #ohneunsgehtnichts

Der Fachkräftemangel in Deutschland liegt auf Rekordniveau. Keine Branche ist davon ausgenommen – doch Pflege, Gesundheit, Soziales und Erziehung sind in besonderen Maße davon betroffen. Auch diakonische Träger und Einrichtungen sind davon betroffen. Soziale Dienste müssen ihre Angebote und Leistungen wegen Personalmangel bereits reduzieren. Der demografische Wandel spielt dabei eine große Rolle. Die Babyboomer gehen in den nächsten Jahren in Rente. Nachwuchskräfte sind Mangelware. Gleichzeitig erfahren soziale Angebote und Dienstleistungen verstärkte Nachfrage.

Wie dem also begegnen? Viele Träger haben sich schon auf den Weg gemacht, doch das Problem hat viele Aspekte. Dem kann nur mit strategischen Maßnahmen und dem Ziehen von parallel laufenden, unterschiedlichen Ansätzen und Strängen begegnet werden. Dabei gilt es voneinander und miteinander zu lernen, Angebote und Ideen weiter zu entwickeln und Infrastruktur zu teilen. Die Diakonie Deutschland will hier noch gezielter Lobbyarbeit machen, Unterstützungsangebote bieten und Träger:innen vernetzten sowie Möglichkeiten sichtbar machen.

Nach einem ersten, digitalen Austausch im November hat die Diakonie Deutschland zu einer zweitägigen Konferenz eingeladen, in der die Weichen für eine Fach- und Arbeitskräftestrategie der Diakonie entwickelt wurden. Grundlage dafür waren informative Vorträge von

  • Staatssekretärin Leonie Gebers, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, die uns einen Einblick in die  Nationalen Fachkräftestrategie gab;
  • Prof. Tim Hagemann, Fachhoschule der Diakonie Bielefeld, der über Motivation, Leistung und Gesundheit in Zeiten des demographischen Wandels sprach und deutlich machte, es braucht einen Wandel in der Haltung. Menschen aller Generationen haben andere Ansprüche und Bedarfe an Arbeit wie früher;
  • Prof. Martin Bujard, stellv. Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, mit einem Plädoyer für familienfreundliche Berufspfade: Warum die demografische Entwicklung eine Umverteilung von Arbeit zwischen den Geschlechtern und Lebensphasen erfordert;

sowie einem sehr klaren und erhellenden Podium der Generations Z, die besonders auf die digitalen Räume und ihre Anforderungen an Arbeitgebende eingingen. 

Neben diesen Impulsen bereicherten vor allem die vielfältigen und lebhaften Dikussionen in den Workshops zu den verschiedenen Ebenen und Aspekten des Fach- und Arbeitskräftemangels die Konferenz. Dabei wurden erste Ansätze, Projekte, Ideen und Möglichkeiten vorgestellt - von der Gestaltung von Bildungs- und Berufsbiographien, über Feelgood-Management bis hin zur Fachkräftegewinnung aus dem Ausland und dem Unruhestand.

Viele bereichernde Runde für alle Teilnehmenden, die Stoff für den Politik-Talk am Ende des ersten Tages lieferten.

Am Ende des ersten Tages der Konferenz diskutierten im Politik-Talk Prof. Martin Bujard, Dr. Bodo de Vries (Evangelisches Johanneswerk), Misbah Khan (Die Grünen), MdB Ottilie Klein (CDU) und Maria Loheide (Diakonie Deutschland) über Ursachen für den Fachkräftemangel und Erwartungen an die Politik. Dabei war besonders das Fachkräfteeinwanderungsgesetz und die schnellere Ermöglichung der Arbeitsaufnahme von Menschen mit Fluchterfahrung ein wichtiges Thema. Aber auch die Schaffung von Solidaritäten im Sozialraum, die prekäre Situation in der Pflege und die sich immer mehr verschärfende Lage waren Gegenstand der Diskussion.

Am zweiten Tag rundeten die gemeinsame Arbeit und die Diskussion in einem World Cafe an konkreten Punkten der Strategie die Konferenz ab. Daran anknüpfend wird nun in den nächsten Wochen in der Diakonie Deutschland weitergearbeitet und gefeilt. Zwei noch zu schaffende Personalstellen werden das Thema fortführen und gemeinsam mit den Zentren und Stabsstellen der Diakonie Deutschland Lösungsansätze entwickeln bzw. diakonieweit vernetzen.

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