Am vergangenen Freitag, den 16. November, war im Ev. Werk für Diakonie und Entwicklung ordentlich was los. Ein Fernsehstudio im Atrium, Popcorn-Duft aus dem Catering-Raum und Swingtänzer im großen Sitzungssaal. Wer einen Blick hinein warf, muss gedacht haben, es habe gerade eine Kissenschlacht stattgefunden – überall kuschelige Kopfkissen in Diakonie-Farben! Was war da los? 80 Personalleiterinnen, Recruiter und andere Mitarbeitende der Personalabteilungen diakonischer Träger und Einrichtungen trafen sich zum ersten Diakonie Personaler Barcamp.
Hier geht's zum Video: https://youtu.be/E0yCCQxxqBk
Ein Barcamp ist ein besonderes Tagungsformat ohne im Voraus geplante Agenda. Die Teilnehmer*innen treffen sich, sammeln Themenvorschläge und stimmen dann ab, zu welchen Themen es Arbeitsgruppen geben soll. Wessen Vorschlag angenommen wird, der leitet eine einstündige so genannte „Session“. Dabei gibt es keine Frontalvorträge, sondern nur einen kurzen Input und eine anschließende Diskussion, in der jeder seine Erfahrungen beiträgt. Idealerweise entstehen Lösungsansätze, Sammlungen von Best Practice-Beispielen und Netzwerke zur weiteren Bearbeitung brennender Themen.
Damit ein Barcamp ein Barcamp ist, gehören ein paar wichtige Zutaten dazu: Für die Dauer der Veranstaltung duzt man sich und kommt in lässiger Kleidung. Es gibt eine Aufwärmübung (diesmal eine Swingtanz-Showeinlage der Berliner Tanzschule Swingspiration inclusive Mini-Tanzkurs). Und es gibt eine Abendveranstaltung, bei der man sich in ungezwungener Atmosphäre besser kennenlernen kann. Der Kapuzenpulli und das Namensschild nur mit dem Vornamen, die Longdrinks und die Kuschelkissen tragen dazu bei, dass sich Mitarbeitende aus einem Arbeitsfeld einmal ganz anders begegnen als in anderen Zusammenhängen. Hierarchie-Ebenen durchmischen sich, Freundschaften entstehen, jeder und jede fühlt sich wichtig, ernstgenommen und wertgeschätzt, denn man kommt nicht zusammen, um Experten zuzuhören, sondern kann sich selbst maximal einbringen.
Der Projektbeirat Karriereportal hatte zum ersten Diakonie Personaler Barcamp geladen, um die angesichts des Fachkräftemangels immer wichtigere Arbeit der Personaler in den Trägern und Einrichtungen zu würdigen und ein Forum zum Austausch zu schaffen. Dafür wurde eigens der HR-Barcamp-Erfinder Christoph Athanas als Moderator verpflichtet. Zusammen mit seiner Assistentin Tina Schimek sorgte er dafür, dass das Diakonie Personaler Barcamp ein richtiges, echtes Barcamp wurde – mit allem, was dazugehört. Bereits am Vorabend, am 15. November, trafen sich etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer*innen zum Warm up im Unicorn Berlin. Das ist ein so genannter Co-Workingspace in der Brunnenstraße. In dieser Welt der digitalen Nomaden, die über die Kontinente reisen und in Co-Workingspaces von Bali bis Melbourne oder eben Berlin Station machen, um ihre Online-Geschäfte voranzutreiben, brachten wir uns in eine aufgeschlossene, neugierige und inspirierende Stimmung. Es gab exotische Fingerfood-Häppchen, ein Kennenlernspiel mit Ritter-Sport-Schokolade, Hobby-Vergleich und einem ersten Brainstorming zu den Personalthemen, die den Teilnehmer*innen unter den Nägeln brannten. Pünktlich um 21 Uhr gingen die Lichter im Veranstaltungsort aus, denn wir wollten schließlich alle frisch ausgeschlafen um 8.30 am nächsten Morgen mit dem Barcamp beginnen.
Jede Sorge, dass ein Barcamp-Format in der Diakonie zu unbekannt sein könnte, um zu funktionieren, erwies sich als völlig unbegründet. Die Teilnehmer*innen, die sich schon am Vorabend kennengelernt hatten, begrüßten sich überschwänglich, die Neuankömmlinge wurden schnell integriert. Es wurde bereitwillig getanzt und vor der Videokamera im „Fernsehstudio“ Rede und Antwort gestanden. Nach einer kurzen Einführung durch Christoph Athanas bildete sich eine Schlange aus 20 Teilnehmer*innen, die jeder nur eine Minute Zeit hatten, um für ihr Thema zu werben. Von den 20 Themenvorschlägen, die das gesamte Spektrum der diakonischen Personalarbeit abbildeten, schafften es schließlich 12 in den Stundenplan:
- Arbeitgeberattraktivität
- Mitarbeitergespräche
- Active Sourcing
- Bewerbungsprozesse
- Employer Branding
- Betriebliche Mitbestimmung
- Recruiting in den Social Media
- Stellenanzeigen
- Konfliktherde im Recruiting
- Mitarbeiterbindung
- Digitale Lernformen
- Bewerbermanagementsysteme
Auch die abgewählten Themen werden übrigens nicht verloren gehen – der Projektbeirat Karriereportal wird sich ihrer in seinen drei Sitzungen im kommenden Jahr annehmen.
Während die Gruppe zum Thema „Abwerbung von Mitarbeitern bei der Konkurrenz“ (Active Sourcing) sich überlegte, dass ein offizieller Bewerber- und Mitarbeiter-Austausch unter diakonischen Einrichtungen viel sinnvoller wäre, wurde im Nachbarraum über die besten Stellenbörsen gefachsimpelt. Während die Gruppe „Digitale Lernformen in der Fort- und Weiterbildung“ die dringende Bitte an den Bundesverband formulierte, eine Plattform für Videokurse, Webinare und Co. zu schaffen, entwickelten die Teilnehmer*innen der Gruppe „Konfliktherde im Recruiting“ eine Checkliste zur Stärkung der Rolle des Recruiters in Trägern und Einrichtungen. Eine detaillierte Dokumentation der Sessions ist in Arbeit und wird in Kürze unter https://karriere.diakonie.de/diakonie-personaler-barcamp/ abrufbar sein.
Besonders bestaunt wurde Graphic Recorder Julian Klücklich, der live während der Veranstaltung zeichnete und die Kerngedanken der Sessions in tollen Comic-Grafiken festhielt. Sie sind bei Facebook zu finden, wo – wie übrigens auch bei Twitter und Instagram – während der gesamten Veranstaltung unter dem Hashtag #dpbc18 eifrig gepostet wurde. Bei der abschließenden Umfrage gaben alle Teilnehmer*innen bis auf zwei Ausnahmen an, mit dem Barcamp sehr zufrieden gewesen zu sein. Bei der Frage, was man an fachlichen Erkenntnissen mitnehmen konnte, erhielt das Barcamp die durchschnittliche Schulnote zwei.
Das Barcamp-Team:
Christoph Athanas, Meta HR
Tina Schimek, Meta HR
Christian Fussenegger, VJ
Julian Klücklich, Graphic Recorder
Jana Achtert, Stephanus Stiftung
Nathalie Menje, Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland
Ingo Kruse, Gruppe Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie
Claudine da Rocha-Fahlbusch und Maja Schäfer, Diakonie Deutschland