Lebensbegleitung an den Grenzen: Diakonische Initiativen zur Suizidprävention und Suizidassistenz

Die Diakonie Deutschland hat sich wiederholt mit den Themen der Suizidprävention und -assistenz auseinandergesetzt und entsprechende Positionen dazu bezogen. Als Reaktion auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Februar 2020, das den § 217 StGB zur "Geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung" für verfassungswidrig und nichtig erklärt hat, initiierte die Diakonie zwei wegweisende Projekte:

Projekt I (2020 – 2022)

Selbstbestimmung und Lebensschutz: Ambivalenzen im Umgang mit assistierten Suizid

Beim Projekt I wurde das innerverbandliche Diskussionspapier "Selbstbestimmung und Lebensschutz: Ambivalenzen im Umgang mit assistiertem Suizid" als Grundlage genutzt. Dieser Text erörtert ethische Dilemmata und Ambivalenzen im Zusammenhang mit der Beihilfe zur Selbsttötung in Bezug auf mögliche Personen(gruppen), Lebenslagen und diesbezügliche Anforderungen in diakonischen Handlungsfeldern. Im Januar 2021 fanden vier digitale Austauschforen statt, in denen das Diskussionspapier im Querschnitt der Diakonie und ihren Gremien diskutiert wurde. Zudem wurde eine Projektgruppe mit Vertreter*innen aus Landes- und Fachverbänden sowie diakonischen Einrichtungen, Diensten und Trägern einberufen, die sich intensiv mit dem Thema Suizid-Assistenz befasste, Gesetzesinitiativen hierzu begleitete und eine Orientierungshilfe für diakonische Einrichtungen und Dienste erarbeiten hat. Teil der Projektaktivitäten war die Durchführung von 10 digitalen Themenabenden. Diese sogenannten „Kamingespräche“ beleuchteten die unterschiedlichen Bereiche, die das Thema Suizid-Assistenz umfasst bzw. tangiert, und boten die Möglichkeit einer breiten Beteiligung. Zudem wurden zwei digitale Fachtage zum Themenbereich veranstaltet.

Projekt II findet derzeit statt und führt den diakonischen Meinungsbildungsprozess mit einer praxisnahen Ausrichtung weiter.

Selbstbestimmung und Lebensschutz: Ambivalenzen im Umgang mit assistierten Suizid

Innerverbandliche Debatte

Die innerverbandliche Debatte der Diakonie Deutschland zum Thema „Beihilfe zur Selbsttötung“ wurde eröffnet mit vier digitalen Austauschforen im Januar und Februar 2021, an denen mit breiter bundesweiter Beteiligung aus den Landes- und Fachverbänden sowie aus den diakonischen Einrichtungen und Diensten der Text „Selbstbestimmung und Lebensschutz: Ambivalenzen im Umgang mit assistiertem Suizid – Ein Diskussionspapier der Diakonie Deutschland“ diskutiert wurde.

Diakonische Kamingespräche

Ein weiterer Schritt in diesem Meinungsbildungprozess sind die Diakonischen Kamingespräche. Wir laden Sie herzlich ein, sich an dieser Veranstaltungsreihe zu beteiligen! Die Kamingespräche finden aufgrund der aktuellen Corona-Lage digital statt. Nach verbindlicher Anmeldung übersenden wir Ihnen die Zugangsdaten zeitnah. 

Die Aufzeichnungen der einzelnen Kamingespräche werden auf dieser Website bereitgestellt.

Fachtage

Veröffentlichungen und Links

Ansprechpartnerinnen

Dr. Jutta Ataie
Dr. Astrid Giebel

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Erste nationale Suizidpräventionsstrategie veröffentlicht

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat am 02.05.2024 im Rahmen einer Pressekonferenz die erste nationale Suizidpräventionsstrategie vorgestellt, die darauf abzielt, die Suizidrate in Deutschland zu senken, die seit Jahren unverändert hoch ist. Besonders betroffen sind ältere Menschen und Menschen mit psychischen Erkrankungen. 

Ein zentraler Aspekt der Strategie ist die Enttabuisierung des Themas Suizid, da trotz hoher Fallzahlen darüber vergleichsweise wenig gesprochen wird.

Die Strategie empfiehlt außerdem die Einrichtung einer zentralen, bundesweiten Koordinierungsstelle für Suizidprävention, die über eine Website Informationen für Betroffene, Angehörige und Fachkräfte bereitstellen soll. 

Gleichzeitig soll in Zusammenarbeit mit den Ländern ein Konzept für eine zentrale Krisendienst-Notrufnummer geschaffen werden, damit Hilfesuchende direkt an die Hilfsangebote der Länder und Kommunen weitervermittelt werden können. 

Langfristig sind auch eine Aufklärungskampagne geplant, um das Thema weiter zu enttabuisieren sowie Schulungen für Fachkräfte im Gesundheitswesen und in der Pflege vorgesehen.

Ein Gesetzentwurf zur Unterstützung bestehender Angebote und zur Verbesserung der Suizidprävention soll noch vorlegt werden.

Die Pressemitteilung der Diakonie Deutschland zur Veröffentlichung der Suizidpräventionsstrategie finden Sie hier.

Die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) bezeichnete die nationale Strategie als einen "kleinen Meilenstein" ... Wir haben etwas erreicht UND unsere gemeinsame Arbeit geht weiter. Es gibt noch viel zu tun.

 

Dr. Jutta E. Ataie, Hospiz und Palliative Care, Zentrum für Gesundheit, Rehabilitation und Pflege