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Demokratie-Donnerstage: Wohlfahrtsverbände setzen Zeichen gegen Ausgrenzung und Hass

Heute fand die Auftaktveranstaltung der 6-teiligen Online Reihe „Miteinander gegen Hass, Diskriminierung und Ausgrenzung“ statt. Organisierende Verbände sind der Bundesverband der AWO, der Deutsche Caritasverband, die Diakonie Deutschland, der Paritätischen Gesamtverband und das Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment in Trägerschaft der Zentralen Wohlfahrtsstelle der Jüdinnen und Juden. Die Reihe knüpft an die 2017 erschienene gleichnamige Broschüre an.

Zum gemeinsamen Auftakt fanden Vertreter*innen der Verbände klare Worte für ihre Arbeit. 120 Teilnehmende hörten Statements aus den beteiligten Verbänden darüber, welche Aufgabe Soziale Arbeit in der Auseinandersetzung mit Ideologien der Ungleichwertigkeit hat und wie eine menschenrechtsorientierte Haltung in den Verbänden gefördert werden kann.

"Gewalttaten sind immer die Spitze des Eisbergs, finden aber in einem Resonanzraum statt", so Marina Chernivsky vom Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment in Trägerschaft der Zentralen Wohlfahrtsstelle der Jüdinnen und Juden. Dass dieser Resonanzraum uns auch selbst berührt, machte Ingo Grastorf von der Diakonie Deutschland mit einem kritischen Blick deutlich: "Menschenfeindliche Aussagen entstehen nicht im luftleeren Raum. Sie finden sich auch in unseren Einrichtungen und Diensten."
Einigkeit bestand darüber, dass die verbandliche Positionierung, hin zu einem Eintreten für Menschenrechte und gegen Hass und Ausgrenzung in den vergangenen Jahren verstärkt stattfindet und ein wichtiges Zeichen in die Gesellschaft sendet. Christian Wessling vom Paritätischen Gesamtverband betonte, dass in der Praxis und Haltung der Wohlfahrtsverbände vermehrt "rote Linien markiert werden".

Danach hielt Heike Radvan, Professor*in für Methoden und Theorien Sozialer Arbeit an der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus – Senftenberg einen Vortrag mit dem Titel „Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession – eine Frage der Haltung. Herausforderungen in der Gegenwart.“ Radvan zeigte auf, dass Soziale Arbeit sich nicht immer als kritisch-politisch verstanden habe: Paternalismus, unpolitisches „helfen wollen“ und die Konstituierung der Anderen als Hilfsbedürftige sind ein historisches Erbe. Jedoch setzt sich spätestens seit den 1990er Jahren das Konzept der Sozialen Arbeit als Menschenrechtsprofession immer stärker durch. Mit dem 2014 erschienen Ethikkodex für Soziale Arbeit wird der Diskriminierungsschutz stärker in der Sozialen Arbeit verankert. Das Potential der Menschenrechte sei groß. Sie stärken das Fundament der Profession, dienen Sozialarbeiter*innen als Analyseinstrument bei der Einschätzung schwieriger Situationen oder schaffen Orientierung bei Mandatskonflikten. Als ein Beispiel führte Prof. Radvan eine Schutzsuchende an, die ins Frauenhaus kommt, aber keinen Aufenthaltsstatus besitzt. In so einem Fall könne man das Menschenrecht der körperlichen Unversehrtheit über den Fakt stellen, dass man die Hilfeleistung nicht abrechnen könne. Als weiteres Beispiel brachte sie an, dass ein bayerisches Landesministerium Mitarbeitende von Beratungsstellen für Asylsuchende der AWO, der Caritas und der Diakonie aufgefordert habe, Geflüchtete nicht umfassend über ihre Rechte aufzuklären. Dies wurde von den betroffenen Verbänden unter Bezug auf das Menschenrecht auf Asyl abgelehnt und skandalisiert.

Solche ganz konkreten Orientierungshilfen für Fachkräfte der sozialen Arbeit sind ein Ziel der Veranstaltungsreihe.
„Wir wollen deutlich machen, dass das Eintreten gegen Ausgrenzung und für Menschenrechte genuiner Bestandteil der sozialen Arbeit ist und möchten Praktiker*innen der sozialen Arbeit die Möglichkeit geben, ihr Wissen und ihre Kompetenzen im Umgang mit Rassismus und Antisemitismus zu stärken. Aktueller Ausgangspunkt sind die Auswirkungen der Corona-Krise auf die soziale Ungleichheit, die Verdrängung relevanter Themen wie der rassistischen Anschlage in Halle und Hanau aus dem Diskurs sowie die Black Lives Matter Bewegung. Es geht darum, sich fit zu machen im eigenen Eintreten für demokratische Werte“, so Christina Wüstefeld, Leiterin des Projekts „Kompetent und engagiert! Gegen Rechtspopulismus – für eine plurale Demokratie“, im Zentrum Engagement, Demokratie und Zivilgesellschaft der Diakonie Deutschland.

Auch die Folgetermine der Veranstaltungsreihe erfreuen sich regen Interesses.

Hier finden Sie das Programm. Für die Veranstaltungen am 03.09. und 17.09. ist es auch weiterhin möglich, sich unter dem Link anzumelden. Die Veranstaltungen am 10.09.,24.09. und 01.10. sind bereits ausgebucht.

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