Eine Unterkunft für alleinstehende Frauen mit Fluchtgeschichte in Preungesheim, einem Stadtteil im Norden von Frankfurt am Main, ist der Projektort des Diakonischen Werkes für Frankfurt und Offenbach. Die Bewohnerinnen leben mit ihren Kindern in separaten Wohneinheiten, außerdem sind auch ehemals wohnungslose Frauen im Haus untergebracht.
Das Empowerment-Projekt bietet Gruppenangebote und gezielte Einzelgespräche an. Durch Aktivitäten, wie gemeinsame Frauenfrühstücke oder Kreativangebote, werden die Bewohnerinnen untereinander vernetzt und wichtige Informationen werden weitergegeben. In Einzelkontakten können sie darüber hinaus Unterstützung bei Fragen rund um das Leben in Deutschland, Gesundheit, Bildung, Wohnungssuche oder den Alltag mit Kindern erhalten. Für Schulkinder gibt es außerdem bei Bedarf Hausaufgabenhilfe.
| Bei Hausversammlungen werden in lockerer Atmosphäre aktuelle Themen besprochen. Es gibt Anliegen der Sozialarbeiterinnen, wie Treppenhausreinigung, Ein- und Auszüge, Sperrmüll oder Corona-Regelungen. Und es gibt Anliegen der Bewohnerinnen, wie zwischenmenschliche Konflikte, Schimmelbefall oder Fragen zu Schule und Kita. Meist sind zwischen 5 und 9 der erwachsenen Bewohnerinnen anwesend. Alle beteiligen sich an den Gesprächen. Eine Sozialarbeiterin leitet die Treffen an. Die Versammlungen sind ein wichtiger Ort, um das Zusammenleben zu gestalten, Bedürfnisse wahrzunehmen und Absprachen zu treffen. |
Als das Projekt 2016 startete, waren viele Bewohnerinnen mit ihren Kleinkindern gerade erst in Deutschland angekommen. Im Zentrum standen damals die Existenzsicherung und unterstützende Gespräche zur Stabilisierung bei erlebten Traumata. Mittlerweile ist mehr Routine eingekehrt, die Kinder sind älter geworden und viele gehen schon in die Schule. Wichtige Themen der Frauen sind nun das selbstständige Leben in Deutschland und die Verantwortung für das Leben ihrer Kinder. Auch der Umgang mit (wenig) Geld ist weiterhin für viele Bewohnerinnen herausfordernd.
Durch die Pandemie kam es zu weiteren Veränderungen. Beratungen und Bildungsangebote können nur noch in sehr kleinen Gruppen mit zwei oder drei Frauen angeboten werden. Die Kontaktaufnahme mit Behörden gestaltet sich sehr schwierig und die Unterstützung dabei nimmt viel Beratungszeit in Anspruch.
Es entstanden aber auch neue Angebote, wie die Unterstützung beim Homeschooling oder ein Digitalisierungskurs für Frauen. Zusätzlich wurde in Kooperation mit einer Erziehungsberatungsstelle eine Familiensprechstunde zum Thema „Corona“ eingerichtet. Der Blick auf die Kinder und der Kontakt zu Kitas und Schulen wurde gerade jetzt besonders wichtig. Manche der Familien erhalten Unterstützung durch das Jugendamt, welches jedoch in der Pandemie schwer zu erreichen war und den Kontakt zu den Familien nicht mehr in der gewohnten Weise halten konnte.
Für den Projekterfolg ist die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen und mit dem Quartiersmanagement Preungesheim zentral. Projektangebote werden häufig gemeinsam erarbeitet und sowohl auf die Bedarfe des Stadtteils als auch der Bewohnerinnen zugeschnitten. So konnte beispielsweise der Elternkurs „Starke Eltern – Starke Kinder“ angeboten werden. Die enge Anbindung an den Sozialraum ist sehr förderlich für den Zugang zu regulären Strukturen.
Ein gemeinsames Angebot mit dem Quartiersmanagement war das Modellprojekt „Lernferien in Preungesheim“ im Sommer 2020. Schüler*innen und ihre Eltern waren eingeladen, auf spielerische Weise digitale Fähigkeiten zu erlernen, Wissen zu erwerben und Schlüsselkompetenzen für das digitale Lernen zu Hause zu trainieren. Dabei ging es auch um Lernen ganz allgemein: In welcher Atmosphäre ist Lernen möglich? Welche Unterstützung brauchen Kinder zum Lernen? Die Schüler*innen erhielten für den Kurs einen Laptop, den sie im Anschluss behalten durften. Ziel des Modellprojekts war die Förderung des digitalen Zugangs zu Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen und sozialen Leben. | |
Die Themen Digitalisierung und Vernetzung im Sozialraum bleiben auch über die Pandemie hinaus sehr wichtig. Denn diese Arbeit hat nachhaltige positive Wirkungen, die über das Projekt hinaus bestehen bleiben. Digitale Kompetenzen werden immer wichtiger für gesellschaftliche Teilhabe. Und der Zugang zu Regelangeboten – nicht zuletzt durch Öffnung der Angebote für geflüchtete Familien und den Abbau von Zugangshürden – ist ein zentrales Projektziel.
Weitere Informationen zum Projektträger:
Homepage des Diakonischen Werks für Frankfurt und Offenbach, Beratungsstelle für Frauen