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REFUGIO Thüringen

 

Koordinierungs-, Vernetzungs- und Beratungsstelle für von Gewalt betroffene geflüchtete Mädchen*, Frauen*, LGBTIQA* und andere besonders schutzbedürftige Personengruppen

Ein besonderer Fokus der Projektarbeit von REFUGIO Thüringen mit Sitz in Jena sind Angebote für queere Geflüchtete. Für diese Zielgruppe gibt es in Thüringen noch zu wenig spezialisierte Angebote, weshalb das Projekt eine wichtige Rolle einnimmt.

Für die Bedarfe der Zielgruppe braucht es eine besondere Sensibilität, Fachwissen und intersektionales Bewusstsein, welche durch das Projekt mit Netzwerkarbeit, Bedarfserhebungen oder das Anbieten von Weiterbildungen auch über den eigenen Träger hinaus gestärkt werden. So können auch Multiplikator*innen und Entscheidungsträger*innen erreicht werden, die mit der Projektzielgruppe arbeiten bzw. perspektivisch arbeiten möchten.

Empowerment beschreibt für uns die Ermächtigung von Mädchen*, Frauen* und Queers, zur selbstbestimmten Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit. Gefühle von Ohnmacht oder das Absprechen der Selbstbestimmung sind vielen Menschen, im Besonderen nach Gewalterfahrungen, vertraut. Empowerment setzt immer auch auf der Strukturebene an, um Veränderungen zu schaffen. Bestärkendes Potential kann man im Zusammenschluss mit Anderen, in der Sichtbarmachung und Anerkennung von Erfahrungen oder im Austausch über Lebensrealitäten finden.

 

Das Projekt bietet niedrigschwellige Beratung für von Gewalt betroffene geflüchtete Mädchen*, Frauen*, LGBTIQA* und andere besonders schutzbedürftige Personengruppen im Kontext von Flucht in Thüringen an. Schwerpunktthemen sind u.a. Queer & Flucht, FGM/C und Häusliche Gewalt. Außerdem wird ein Coaching für Fachkräfte beispielsweise aus Unterkünften, Jugendämtern oder der Schulsozialarbeit angeboten und selbstorganisierte Gruppenangebote werden in ihrer Entstehung und Entfaltung gestärkt.

Großen Wert legt das Projekt auf Angebote nach dem Bottom-Up-Ansatz mit vielen Partizipationsmöglichkeiten. Besonders schutzbedürftige Personengruppen bekommen so die Möglichkeit, Angebote nach ihren Bedürfnissen mitzugestalten und ihre Handlungsmöglichkeiten zu erweitern.

Förderung selbstorganisierter Gruppenangebote

Die Etablierung selbstorganisierter Gruppenangebote ist ein Ziel, welches sich unserer Ansicht nach nur mit viel Geduld, Partizipation und Lernerfahrungen erreichen lässt. In ihnen sehen wir jedoch ein großes empowerndes Potential.

Wir unterstützen geflüchtete Personen, die ein Gruppenangebot aufbauen wollen, bei konzeptionellen Überlegungen, Raumsuche, Ansprache der Zielgruppe etc. Aufgrund der Pandemie können derzeit leider keine Gruppentreffen stattfinden. Für den Aufbau einer neuen Gruppe und den Austausch zu intimen und schambesetzten oder tabuisierten Themen eignen sich Online-Treffen nicht, zumal oft auch die technische Ausstattung und die Internetverbindung der Interessierten nicht ausreichend sind.

Die Grundsteine für die Gruppenangebote konnten jedoch gelegt werden – es bleibt spannend für uns, inwieweit die Angebote nach Aufhebung der pandemiebedingten Einschränkungen angenommen werden und sich prozesshaft, bedarfsorientiert weiterentwickeln.

Aufgrund der Pandemie mussten die Schwerpunkte der Projektarbeit verschoben werden. Gruppenangebote konnten nicht so wie geplant stattfinden (s. Kasten). Also wurde der Koordinierungs- und Vernetzungsaspekt des Projekts in den Vordergrund gestellt, denn gerade bei den Online-Weiterbildungen für Multiplikator*innen zeigte sich nun ein besonderes Potential: Durch den Wegfall der räumlichen Beschränkung konnten Teilnehmer*innen aus dem ganzen Bundesgebiet ohne weite Anreise teilnehmen und die Schulungen wurden für größere Gruppen geöffnet.

Die Sensibilisierung von Multiplikator*innen, enge Netzwerke mit der Möglichkeit zum (Fach-)Austausch und Aufmerksamkeit für Themen wie Zwangsverheiratung, FGM/C oder Geschlechtsidentität sind zentral. Durch die Beratungs- und Netzwerkarbeit des Projekts wird immer wieder deutlich, dass diese Themen große Relevanz in der Praxis haben, jedoch noch immer Lücken in der Versorgungslage für schutzbedürftige Personen bestehen.

 

Weitere Informationen:

Homepage von REFUGIO Thüringen

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